Sehr geehrte Damen und Herren,
eine gute schulische Bildung ist einer der Grundpfeiler unserer Gesellschaft – ob für den späteren beruflichen Erfolg des einzelnen, bessere Integration oder eine starke Wirtschaft in der Region. Zwar stehen allen schulpflichtigen Kindern die Bildungseinrichtungen gleichermaßen zur Verfügung, aber aus meiner Zeit als Gymnasiallehrer weiß ich, dass das häusliche Umfeld großen Einfluss auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler haben kann.
Das unterstreichen auch die Auswertungen von Bildungsberichten und dem aktuellen IQB-Bildungstrend. Sie zeigen die deutlichen Auswirkungen sozialer Disparität auf das Leistungsniveau der Schüler. Konnten Familien mit ausreichendem Einkommen mit Hilfe kostenpflichtiger Nachhilfe schlechten Noten besser entgegenwirken, hatten Kinder aus einkommensschwachen Familien oft das Nachsehen. Mit der Hartz IV-Reform wurde 2011 das Bildungs- und Teilhabepaket vom Bund eingeführt. Ein Teil davon, die Kostenübernahme für Sozialleistungsempfänger für eine ergänzende angemessene Lernförderung bei nicht ausreichendem Leistungsniveau, soll für mehr Bildungschancengleichheit sorgen.
Leider nehmen trotz gegebenen Voraussetzungen immer noch sehr wenige Familien die Lernförderung für ihre Kinder in Anspruch, weil sie sich den Beantragungsprozess nicht zutrauen oder keine Kenntnis davon haben, obwohl sich die dafür zuständigen Stellen viel Mühe bei der Kommunikation der Maßnahme geben.
Umso wichtiger ist die Arbeit der vielen Helfer auf informeller Basis, z.B. durch die Flüchtlingshilfen in den Gemeinden oder durch Sozialarbeiter von Städten und Gemeinden. Damit die Hilfe an dieser Stelle aber nicht endet, sondern auch in die Tat umgesetzt wird, helfen Vereine wie die gemeinnützige baden-württembergische Lernförderung e.V..
Durch die Unterstützung der Familien beim Antragswesen, aktive Kommunikation mit den Ämtern und der praktischen Umsetzung der Lernförderung an den teilnehmenden Schulen, erhalten deutlich mehr Schülerinnen und Schüler die Chance, ihre schulischen Leistungen zu verbessern und einer Versetzungsgefährdung entgegenzuwirken.
Für das Bildungsprojekt „löwenstark lernen“ habe ich die Schirmherrschaft übernommen, weil Kindern aus schwierigsten sozialen Verhältnissen – sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund – dadurch eine bessere und schnellere Integration in der Schule und unserer Gesellschaft ermöglicht wird. Die Förderung von Bildungsgerechtigkeit, Leistungsfähigkeit und Integration dieser Kinder hilft langfristig auch den Zusammenhalt der Gesellschaft sowie die Wirtschaft unseres Landes zu stärken. Für die Zukunft wünsche ich uns allen ein bildungsstarkes und kulturell vielfältiges Baden-Württemberg.
Winfried Hermann MdL
Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg